2015_sukkot

Sukkot 2015

Mehr als  40 Erwachsene und Kinder trafen sich am Nachmittag vor Erew Sukkot bei dem für  jüdische Vollmond-Feste typisch gutem Wetter auf dem Gutshof Gatow, um unsere Sukkah zu bauen und danach gemeinsam zu feiern. Wie jedes Jahr bestand unsere Sukkah nur aus Naturmaterialien: Holz, Äste und Pflanzen, die nach der Ernte in unserer green shul noch übrig geblieben waren. Es hat allen viel Freude gemacht, die Ernte mit dem Bollerwagen von unserem ca. 200 m entfernten Feld heran zu schaffen. Zusätzlich bastelten die Kinder unter Annas Anleitung noch Kastanienketten und weiteren Schmuck. 
Über einem offenen Feuer hing ein großer Suppentopf, in dem die Früchte unseres Feldes zu einer schmackhaften Mahlzeit gekocht wurden. 
Bald war unsere Sukkah fertig und das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

       
   
Vor dem Kiddusch  gingen wir gemeinsam zum „Berg Sinai“ in Ritas Garten der Weltreligionen. Die Kinder ernteten die  Trauben von den Rebstöcken, die uns Susanne vor einigen Jahren mitgebracht hatte und die unter Ritas liebevoller Pflege so wunderbar gedeihen. Dann erntete de inzwischen dreijährige Jonathan den Hokkaido-Kürbis, den er zu Tu b`Schwat als Setzling gepflanzt hatte. Ob er diesen Augenblick jemals vergisst?

    
  
Inzwischen dämmerte es. Alle drängelten sich in der Sukkah, als Cantor Jalda die 7 Ushpizin aber auch andere nahe Verwandte und Freunde, die nicht mehr unter uns weilen und uns fehlen, zu uns in die Hütte lud. Es  war ein sehr emotionaler Moment als die Gedanken von vielen von uns zu den Vorvätern und in die Wüste wanderten, während wir durch die lockeren Zweige unserer Hütte in den Himmel schauten. Shulamit bentschte die Kerzen und unseren Lulaw, sie schüttelte ihn symbolisch. Auf unseren Lulaw waren wir besonders stolz, denn die Weidenzweige und der Etrog waren eigener Anbau aus Ritas Botanicum. Anja hatte Myrthe mitgebracht. Zu Sukkot 5777 möchten wir den kompletten Lulaw aus dem Botanicum und unserer green shul ernten. Sollten wir nicht alle Aspekte des Lulaw aus 
unserer europäischen Ernte zusammenstellen? Rabbi Jan Salzman aus Vermont gibt uns ein Beispiel dafür. 
Chasan Jalda sprach den Festtagskiddusch über den Wein. Und alle kamen in unsere Sukka.

  
  
    
 
Danach trafen wir uns in der Remise zu unserem erweiterten Kiddusch. Rita und Marlis hatten das Kunststück fertig gebracht, die Tische so zusammen zu schieben, dass  alle Platz hatten, es aber immer noch gemütlich war. Ulli spielte zu Beginn des Kiddusch die Hatikwa auf seiner Klarinette. Das passte gut als Überleitung von unserer Sukkah, dem Symbol unserer Wüstenwanderung, zum modernen Israel. Es wurde gefeiert, gegessen, gesungen und gelacht. Zunächst gab es die köstliche Gemüsesuppe, die wir über dem offenen Feuer vorbereitet hatten. Danach genossen wir die Leckereien des Buffets, zu dem alle beigetragen hatten.

  

In der Dunkelheit chanteten wir noch gemeinsam. Es herrschte  eine magische Stimmung, die sich noch dadurch verdichtete, dass der riesige Mond sehr tief stand. Wer nochmal zum Abschied in die Sukkah ging, sah sein geheimnisvolles Licht waagerecht durch die luftigen Äste der Sukkah. Leuchten. Es war ein Fest gelebten Judentums.

Wir danken Chasan Jalda und Anna, die uns so umsichtig in die Wüste und wieder zurück geführt haben. Ein ganz besonderer Dank  gebührt Rita und Ulli Reinecke, die mit und so wunderbare Feste auf ihrem Gutshof feiern. 

Text: Etha Jimenez       Fotos: Anna Adam