2014 BatMizwas Mathilda

28. Juni 2014: Willkommen als Bat Mitzvah, liebe Mathilda

Am 28. Juni 2014/ 30. Siwan 5774/ Schabbat Chukat/ Rosch Chodesch Tammus wurde Mathilda S. zum ersten Mal zur Thora aufgerufen. Wie mit Avery, unserem ersten Bar Mitzvah und mit Sophie, unserer ersten Bat Mitzvah, feierten wir wieder im Betsaal des geschichtsträchtigen ehemaligen jüdischen Waisenhauses in Berlin - Pankow.
Das Waisenhaus wurde 1882 gegründet und 1940 von den Nationalsozialisten geschlossen.  Einige Kinder konnten nach Holland und England gerettet werden, viele wurden jedoch in die Vernichtungslager deportiert.
Zur Zeit der DDR befanden sich in dem historischen Gebäude u.a. die Botschaften Polens und Kubas. 1999 erwarb die Cajewitz - Stiftung das Gebäude und renovierte es von grundauf. Die Stelle, wo sich früher im Betsaal der Thoraschrein befand, wurde bewusst offen und unverputzt gelassen. Bei der Renovierung wurde auch die bemalte Kassettendecke aus Stuck wieder freigelegt. An einer Stelle ist sie beschädigt. Auch das wurde so gelassen  wie  es  war. (www.juedisches-waisenhaus-pankow.de)

 
Photos: My-Linh,  http://www.kunst-photography.com/1.html
                                                                                   
Heute beherbergt das Gebäude u.a. eine private Schule und die Janusz-Korczak-Bibliothek. Durch Ohel Hachidusch zog auch erstmals wieder jüdisches Leben  in den geschichtsträchtigen Betsaal ein.

Zu Mathildas Bat Mitzwa waren 3 Generationen vereint: die Grosseltern waren aus  den  USA angereist. Eltern, Tanten, Onkels kamen von überall her. Und ausser Cousins, weiteren Verwandten, Freunden und Mitgliedern von Ohel Hachidusch füllte eine ganze Busladung mit Mathildas Schulfreunden die Sitzreihen. Der grosse Saal war rappelvoll, die Stimmung voller Energie. Was für eine Symbolik für junges jüdisches Leben in Berlin. Kantorin Jalda Rebling führte gewohnt sicher und warmherzig durch das Ritual. Falls irgendwo noch ein Rest von Lampenfieber war, verschwand er schnell unter ihrer Leitung. Besonders anrührende Momente waren, als Mathilda ein von ihrer Patentante  selbst genähter Tallit überreicht wurde. Den Tallit hat sie aus Stoff gefertigt, der noch aus der Manufaktur für feine Tischwäsche von Mathildas Urgrosseltern in der Rosenstrasse stammte . Die Familie konnte ihn auf ihrer Flucht vor den Nazis in die USA hinüber retten. Nun kommt dieser besondere Stoff in der 4. Generation als Tallit zu neuem Leben. Mathildas Patentante hat sicher auch viele gute Wünsche und Erinnerungen mit eingenäht. Und am Vorabend der Feier knüpfte Mathildas Familie gemeinsam mit Kantorin Jalda und Anna Adam (Vorsitzende von Ohel Hachidusch) noch die Zizit. Jeder Knoten enthält viele Segenswünsche für Mathildas Zukunft.

  
  
  
Photos: My-Linh, http://www.kunst-photography.com/1.html
                                                           

Mathilda las ihre Parascha flüssig und schön. Als die 3 Generationen gemeinsam zur Thora aufgerufen wurden, füllte eine besondere Kraft den Raum. Seit Jahrtausenden hält die Thora Juden in aller Welt und über unzählige Generationen -le dor va dor- zusammen. 
Wir alle waren auf ihre Mathildas Derascha gespannt. Mathilda fasst sie so zusammen:
"In my speech I mostly talked about the character of Miriam and the symbolism of the letters of her name that re-establish her character. Her name consists of the letters mem, resh, jud, and mem. The letter mem connects her to majim (water), since she provides the Israelites with it. Being the source of it she is also the source of the torah, peace and life. The second letter resh, which has the numerical value of 200 stands for balance. Miriam is the balance in the way that she consists of the resh, swimming in water. If the water is gone, evil remains, but with both together there is balance. The third letter, jud, stands for the rock of the universe or the little drop from which every thing evolves. It also stands for her responsibility to keep the balance intact. If we all contribute to balancing the world in small ways, it will be a better place for all of us."

 
                                
Le dor va dor...                                                                        Photos: Anna Adam 

Am Ende der Feier sagte Mathildas überglückliche Grossmutter: "I am full of joy and happiness".

Liebe Mathilda, mazel tow auch von Ohel Hachidusch auf deinem weiteren Lebensweg.

Text: E. Jimenez