2012 Tu bi Schwat 2012

Tu bi Schwat 2012

Öffnet man die Tür zu Ritas und Ulis Remise in Gatow, so hat man das Gefühl, als beträte man ein wunderschönes Bilderbuch für die Sinne. Das gedämpfte Licht, der Geruch von Kräutern und duftendem Holz auf dem Kaminofen, die Wärme und die Freundlichkeit, die einen hier umschließen, zaubern ein tiefes Gefühl von Geborgenheit im Innern hervor und ein Lächeln auf die Gesichter. Man könnte sich kaum einen geeigneteren Ort vorstellen, um sich des Guten und Lebensspendenden bewusst zu werden, das uns so großzügig zufließt, in jedem Augenblick, als Geschenk, einfach nur so.
  

Als wir uns um die von Rita festlich dekorierte Tafel versammelt haben, ertönen die Klänge von Frankas Akkordeon und Jalda stimmt für uns einen wiederentdeckten Niggun aus dem Repertoire ihrer Mutter an.
  
Mit Texten, die Jalda, Dvora, Anja und Marlis vorbereitet haben, nähern wir uns verschiedenen Aspekten von Tu biSchwat. Ein Vorstellung aus der Kabbala besagt, dass unser Genuss in dieser Welt auch eine Entsprechung in der verborgenen Welt hat.

Dvora erklärt, inwiefern das Essen der Feige mit dem Lernen der Tora verglichen werden kann: alle Teile der Feige sind für uns essbar, so wie alle Teile der Tora für uns geistige Nahrung sein können, auch diejenigen, die sich uns nicht sofort erschließen. Einige Worte aus dem P'ri Eitz Hadar, einer Haggada für Tu biSchwat aus dem 18. Jahrhundert, sind besonders berührend:

"Möge die ganze Schöpfung zu ihrer einstigen Stärke zurückkehren und mögen die Funken der göttlichen Energie, die unsere Hände oder die unserer Vorfahren zerstreut haben, zurückkehren und sich wieder mit der Macht und der Majestät des Baum des Lebens vereinen."

Gemeinsam sprechen wir den Segen über die Früchte Israels, die auf einem Teller appetitlich angerichtet sind: Weizen und Gerste, Weintrauben (der Jahreszeit entsprechend in Gestalt von Rosinen), Feigen, Oliven, Datteln beziehungsweise Honig, ein Granatapfel - und auch Mandeln haben sich eingeschlichen.

Nach dem wie immer köstlichen Büffet, dessen Krönung heute ein wunderbarer Obstsalat ist, wagen wir uns mit Kerzen hinaus in die Kälte, um der Birke einen Besuch abzustatten. Eine gute Gelegenheit, den Vollmond und den klaren Sternenhimmel zu bestaunen! Die Birke möchte derweil noch ein wenig Winterschlaf halten; bei diesen Temperaturen kann man ihren Saft noch nicht aufsteigen hören.

                  


In die Remise zurückgekehrt, pflanzt Lilli, die Jüngste in der Runde, schon einmal Kürbiskerne für zukünftige Suppen.
  

Zum Abschluss liest uns Rita noch das Märchen vom Schäfer ohne Schafe, der einen Holunder rettet und am Ende nicht nur einen erstklassig bezahlten Arbeitsplatz erhält, sondern obendrein eine formidable Braut.
Text: Isabelle Wagner       Fotos: Anna Adam