2011 Global Day of Jewish Learning: 13. November 2011/ Cheschwan 16, 5772:

Wir pflanzen 18 Bäume (chaj) im Ohel Hachidusch Öko-Kaschrut Garten in Berlin-Gatow

Es war ein wunderbarerTag: sonnig und klar, einfach schön.

Wir trafen uns am frühen Nachmittag in unserem Garten, um die neuen Obstbäume aus alten Sorten einer ökologischen Baumschule zu begrüssen. Jeder suchte sich seinen persönlichen Baum aus. Einige von uns wollten ihr Bäumchen in Erinnerung an ihre Vorfahren pflanzen, andere erfreuten sich an den Bäumen als solches, die b´estrat HaSchem eines Tages wachsen und  sich ihres Lebens erfreuen würden.

   
Dieses Jahr war unsere erste  Säh-, Pflanz- und Erntezeit in unserem Öko-Kaschrut-Garten. Als wir im Frühling begannen, konnten wir nicht ahnen, wie viele Gemüse, Blumen und Kräuter die Erde uns schenken würde. Wir waren überwältigt von unseren üppigen Ernten.

Für uns Städter war es ein Wunder, eine besondereLektion zum zweiten Paragraphen des Schema. Wenn wir unserer Erde das geben, was sie braucht, gibt sie uns ein Vielfältiges davon zurück. Wir Menschen sind Partner der Natur, nicht ihre “Herrscher”.

Und nun im Herbst wollten wir dieser fruchtbaren Erde etwas zurückgeben: 18 Obstbäume.

Als wir zu graben begannen und einander dabei halfen, merkten wir, dass die ersten Schaufeln voll die schwierigsten waren: man muss sich durch die feste oberflächliche Grasschicht durchgraben. Wenn man erst einmal versteht/lernt wie das geht, kann man tiefer graben und nicht nur Pschat lernen sondern zu tieferen Schichten vorstossen.

    
   
     
Als die Erdlöcher tief und gross genug waren, um die Wurzeln der Bäumchen einzusetzen,  wurde Wasser - mayim hayyim - gebraucht, reichlich Wasser. Nachdem die Bäumchen gepflanzt waren, gab jeder von uns ihrem oder seinem Bäumchen den Segen, einen ganz persönlichen Segen voller Dankbarkeit dafür, dass  wir einen so glücklichen Augenblick erleben durften. Wir segneten diesen Moment mit einem shehechejanu.

    
    
    

Nach etwa 2 Stunden Arbeit betrachteten wir unsere neue Obstbaum-Allee. Mögen die Bäumchen wachsen und unsere Leben sowie die Leben derjenigen, die die Früchte ernten werden, reicher sein.

  
Einige von uns haben sich gleich entschlossen, nächstes Jahr weitere Bäume zu pflanzen.

Als die Sonne untergegangen war, trafen wir uns in der Remise des Gutshofes Gatow, zu dem das Feld mit seiner neuen Obstbaum-Allee gehört. Wir assen, tranken heissen Tee und besprachen, was dieser Tag für uns bedeutet:
 
Ol malchut schamajim heisst Verbindung zwischen Himmel und Erde, wie bei einem Baum. Wenn die Wurzeln kräftig genug sind, kann der Baum blühen und dem Wind, Frost und anderen Schwierigkeiten seines Lebens widerstehen.

Unsere ersten Früchte werden wir  erst nach 5 Jahren ernten, denn die Tora lehrt uns, die Früchte der ersten vier Jahre nicht anzutasten und die Ernte des fünften Jahres als korban  darzubringen.

Die Bäume stellen die Verbindung zwischen den Generationen vor uns und nach uns her.

Sie sind Teil der goldenen Kette unserer Tradition. Sie sind ein Symbol für unseren  Lebensbaum.

Und wir alle haben gelernt, dass auch das Torastudium eine tiefere Bedeutung erhält, wenn man die Erde urbar macht und sich durch die oberste Grasschicht in die tieferen Schichten des Lebens durchgräbt.

Mit einer köstlichen Suppe aus Kürbissen von unserem Feld, Gesang und Geschichten erzählen, ließen wir den Tag ausklingen. Ein besonders klarer Mond am Abend des  17. Cheschwan  erleuchtete uns den Weg nach Hause.

 

Text:     Kantorin Jalda Rebling
Photos: Anna Adam